Die Grundidee

„GMGM“, also gleiches Material in großer Menge, bietet Kindern und Erwachsenen eine neue Möglichkeit, das Thema Mathematik kreativ und gestalterisch kennenzulernen. Dabei werden die verschiedenen Materialien in großen Mengen zur Verfügung gestellt. Viele Gegenstände genau gleicher Größe und Form repräsentieren die Natürlichen Zahlen auf eine besondere Art und Weise. Dies regt das fantasiegeleitete Strukturieren an. Das Entstehen neuer, unerwarteter Ordnungen und Strukturen fasziniert, erfreut und regt das Nachahmen wie auch das Optimieren an. Dabei steht das eigene Erleben und Gestalten im Mittelpunkt.

„Bei einer überraschend großen Menge gleicher Münzen wollen Menschen greifen und begreifen“ – (Lee 2014, S. 15).

Das Material

Das dargebotene Material in großer Menge gibt Anreize und Impulse, den individuellen Bedürfnissen und Ideen im freien Versuchen und Experimentieren zu folgen und dabei sowohl Irrtum als auch Erfolg erfahrbar werden zu lassen. Dies gilt für Groß und Klein. Mit viel Zeit und Raum zum Bauen, Gestalten und Experimentieren kann ein „innerer und äußerer Dialog der Fantasie und des Strukturierens“ (Lee 2014) entstehen.

Bildnachweise: GMGM Materialien © Prof. Dr. Marjan Alemzadeh & Lea van Bebber

Studierende erleben das Konzept „GMGM“

Durch das gemeinsame Erleben in einer Gruppe entwickelt sich ein „gruppenspezifischer Perfektionsprozess, der an der Ideenentwicklung und Ideenwanderung sichtbar wird“ (Lee 2014). Dieser Gruppenprozess stellt ein bedeutsames und innovatives Moment dar.

Durch das Wechselspiel von Idee und Gegenstand entstehen neue Ideen und Bilder oder Nachahmungen (Ideenwanderung). Oftmals entwickeln sich durch das fokussierte Gestalten neue Frageaspekte oder Schwerpunktthemen, die in den Vordergrund des Experimentierens rücken, wie beispielsweise das Legen von Reihen. Beim Kreieren einer Blume zeigt die Studierende ihren inneren und äußeren Dialog ihrer bereits verinnerlichten Strukturen. Über das sich erweiternde Entdecken neuer Strukturen illustrieren die Studierenden mit den Ringen ihren Wunsch des Optimierens und Modifizierens von bereits Bekanntem.

In einer Atmosphäre von Freiheit, Offenheit, Neugier und Anerkennung erleben die Studierenden ihr „natürliches Lernen“.

Bildnachweise: Forschendes Lernen im KLEX © Prof. Dr. Marjan Alemzadeh & Lea van Bebber

Erfahrungen mit „GMGM“

Unsere ersten Herangehensweisen

Zu Beginn unserer Reise haben wir uns die Aufgabe gestellt, dass jeder mit den uns zur Verfügung stehenden Materialien seine*ihre ersten Ideen und Gedanken bauen, legen oder umsetzen sollte.

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Jede Menge Holzwürfel

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Jede Menge Holzlöffel

 

Holzwürfel

Bei den Holzwürfeln haben wir drei direkt angefangen, individuell unseren Ideen nachzugehen. Diese selbst gestellte Aufgabe ist uns nicht schwergefallen und nach wenigen Minuten standen unsere fertigen ersten Herangehensweisen. Hierbei ist uns sofort aufgefallen, dass wir alle drei etwas “Stehendes” gebaut haben.

Anne: “Ich habe mir überlegt eine Pyramide zu bauen und habe dann vier Steine mit Abstand nebeneinander gelegt und die weiteren Steine darauf gestapelt. Daraus ist diese zweidimensionale Pyramide entstanden."

Anne: „Ich habe mir überlegt, eine Pyramide zu bauen, und habe dann vier Steine mit Abstand nebeneinander gelegt und die weiteren Steine darauf gestapelt. Daraus ist diese zweidimensionale Pyramide entstanden.“

Jule: “Zuerst habe ich mit den Würfeln ein Quadrat gelegt, Ich habe mich dann jedoch dafür entschieden weitere Würfel zu nehmen und eine Pyramide zu bauen.”

Jule: „Zuerst habe ich mit den Würfeln ein Quadrat gelegt. Ich habe mich dann jedoch dafür entschieden, weitere Würfel zu nehmen und eine Pyramide zu bauen.“

Melanie: “Ich wollte mit den Würfeln ein Dreieck bauen. Mir ist jedoch schnell aufgefallen, dass dies eine schwere bis unmögliche Aufgabe ist und daraus ist dieses Konstrukt entstanden.”

Melanie: „Ich wollte mit den Würfeln ein Dreieck bauen. Mir ist jedoch schnell aufgefallen, dass dies eine schwere bis unmögliche Aufgabe ist, und daraus ist dieses Konstrukt entstanden.“

 

Holzlöffel

Jule: “Ich habe versucht mit den Holzlöffeln einen Fächer zu basteln beziehungsweise zu legen.”

Jule: „Ich habe versucht, mit den Holzlöffeln einen Fächer zu basteln beziehungsweise zu legen.“

Melanie: “Mein Plan war ein Muster zu legen, welches ich anschließend spiegeln wollte. ich habe mich dann jedoch ausschließlich für das einzelne Muster entschieden.”

Melanie: „Mein Plan war, ein Muster zu legen, welches ich anschließend spiegeln wollte. Ich habe mich dann jedoch für das einzelne Muster entschieden.”

Anne: “Ich habe versucht, die Löffel aneinander passend zu legen und daraus ist eine Art Kette entstanden.”

Anne: „Ich habe versucht, die Löffel passend aneinander zu legen, und daraus ist eine Art Kette entstanden.“

Bildnachweise: Würfel und Löffel © Anne Dorissen, Jule Radtke & Melanie Pazur


GMGM als natürliche Methode der Mathematik

Bereits der Reformpädagoge Célestin Freinet (1896-1966) betont die hohe Relevanz, Kinder in ihrer „freien Ausdrucksfähigkeit“ zu unterstützen, indem Pädagogen*innen sich in ihrem Lehrverhalten zurücknehmen. Paul le Bohec (1921-2009) verfolgte diesen Ansatz weiter und entwickelte eine natürliche Methode der Mathematik, die das kreative Potenzial von Kindern zu voller Entfaltung bringen kann. Anton Strobel und Kerensa Lee knüpfen an diese natürliche Methode an und bieten über GMGM einen ästhetischen Weg des freien Ausdrucks und natürlichen (Kennen-)Lernens mathematischer Strukturen.